30 Jahre AGNUS

Bei der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz hat der Generationswechsel stattgefunden

Linde am alten Friedhof

30 Jahre sind eine lange Zeit. Zeit genug, dass aus einem jungen Bäumchen ein stattlicher Baum wird, wie es die beiden alten Linden vor dem Tor des alten Friedhofs geworden sind. Diese Bäume zu pflanzen, war eine der ersten Aktionen des jungen Umweltschutzvereins „AGNUS e.V.“ (Arbeitsgemeinschaft für Natur und Umweltschutz), der sich im Herbst 1984 gegründet hatte. „Der sterbende Wald war zu dieser Zeit das Umweltthema schlechthin“, erinnert sich die damalige Vorsitzende Christa Hoffmann. „Plötzlich war Umweltschutz in aller Munde, große Vereine entstanden und kleine Initiativen.“ So auch in Weingarten. Die Themen der AGNUS waren sowohl allgemeiner Art wie „Fassadenbegrünung“ oder „ökologische Landwirtschaft“, lagen aber auch vor der Haustür und wurden in der Gemeinde kontrovers diskutiert: Das Genehmigungsverfahren der Walzbachrallye am Bittberg oder die geplante Bebauung der ökologisch hochwertigen innerörtlichen Streuobstwiese „Bruch östlich“ sind zwei Beispiele für großes Engagement, das eine verlief für den Verein erfolgreich, das andere nicht.

Der Verein wurde Mitglied im BUND und sicherte sich damit Fachkompetenz durch ständige Ansprechpartner, sei es als Referenten oder einfach nur Ratgeber. Es wurden Aktionen ins Leben gerufen, die heute noch nachwirken: Die Korksammelaktion – noch bevor der Landkreis denselben Schritt tat -, der Uferschutz am Walzbach durch Erlenpflanzungen oder die Anlage eines Naturlehrgartens im Gromen sowie der alljährliche Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Zur Information der Bevölkerung entstand ein kleines gelbes Heftchen. Sein Name war „Löwenzahn“, denn die gelbe Blume schien geeignet als Symbolfigur für hartnäckiges Wachstum, selbst unter widrigen Bedingungen. Aus den Reihen der eigenen Kinder entstand eine aktive Jugendarbeit, die in ihrer Blütezeit bis zu 60 Kinder in altersgerechten Spiel- und Lerngruppen beschäftigte. Ziel war die Sensibilisierung für Umweltschutz und das Kennenlernen der Natur. Im Lauf der darauffolgenden Zeit war fast die gesamte Vorstandschaft in die Jugendarbeit eingebunden, folgerichtig wurde 1991 der Verein in AGNUS-Jugend Weingarten e.V. umbenannt. Im Mittelpunkt der Tätigkeiten stand das Lehr-Grundstück, mit dessen Bearbeitung als „Naturnaher Garten“ der Verein sich um den Kreisumweltschutzpreis im Jahr 2010 bewarb. Hecke, Totholzhaufen, Trockenmauer, Barfußpfad und eine mit wildem Wein bepflanzte Hütte aus Resteholz und mehr waren überzeugend und reichten für den dritten Platz. Ein Wildbienenhotel kam ein Jahr später noch dazu. Dieser Schwerpunkt auf Jugendarbeit erhielt mehr und mehr Gewicht, bis – bedingt durch berufliche und persönliche Umstände sowie den allgemeinen gesellschaftlichen Wandel – die Zahl der erwachsenen einsatzwilligen Helfer auf vier Vorstandsmitglieder geschrumpft war und diese am Rande ihrer Kapazitäten waren. Die Auflösung des Vereins stand bevor. Buchstäblich in letzter Sekunde erhoben sich einige junge Familien, die bereit waren, den Verein zu neuem Leben zu erwecken. Sie entwickelten ein Konzept mit ähnlichen Inhalten aber neuen Strukturen: Die Ziele, Schutz der Umwelt, Information und Aufklärung der Jugend wie der Erwachsenen sind dieselben geblieben. Die Altersstruktur verschob sich zugunsten des Kindergarten- und Kleinkindalters. Der Schwerpunkt liegt momentan auf abwechslungsreicher und intensiver Waldpädagogik. In unterschiedlichen Altersgruppen lernen „Wurzelgnome“ „Wurzelkinder“ und eine Schulkindergruppe die Natur kennen, nach und nach erschließen sich neue Themen. Die früher üblichen Mitglieder-Rundschreiben wurden durch eine gut gepflegte homepage abgelöst. Parallel zu den regelmäßigen Gruppentreffen finden Projekte statt, in die auch die Schulen eingebunden werden sowie eine Kooperation mit dem Bürger- und Heimatverein. Bestes Beispiel: die erst vor kurzem erfolgreich verlaufene Schmetterlings-Aktion (s. nebenstehenden Bericht). „Die Stabübergabe ist erfolgreich verlaufen“, sagt Veronika Hamsen, „aber erfreulich ist, dass wir „Alten“ nicht über Bord geworfen werden, sondern unsere Netzwerke, unser Material und unsere Erfahrung heute noch wertgeschätzt wird.“ Der Generationswechsel ist vollzogen, der Kreis schließt sich. Das neue Logo des Vereins ist die Häuschenschnecke als Sympathieträger für Kinder – neben dem Löwenzahn, dessen Wurzel neu ausgetrieben hat.

Pressemitteilung vom 04.07.2014