Wie leben eigentlich Schmetterlinge? Für die Kinder des Kindergartens „Am alten Friedhof“ ist diese Frage jetzt ausführlich beantwortet. Sie waren einer von allen Weingartner Kindergärten, die mit allen Sinnen das – aus ihrer Sicht manchmal mühselige – Leben der Schmetterlinge nachempfinden durften. Der Verein Agnus-Jugend e.V. (Arbeitsgemeinschaft für Natur und Umweltschutz) hatte in Kooperation mit dem Museum des Bürger- und Heimatvereins für die Weingartner Kindergärten und Schulklassen eine groß angelegte Schmetterlingsaktion gestartet. Bereits Monate zuvor hatten alle Teilnehmergruppen ein Schmetterlingsaufzucht-Set bekommen. Dieses enthielt ein Glas mit Fraßmittel und mehreren lebenden Raupen. Dazu lieferte Agnus umfassendes Info-, Spiel- und Anschauungsmaterial. Insgesamt drei Wochen verblieben die Raupen im Kindergarten. Nach einigen Tagen des Fressens und des raschen Wachstums verpuppten sich die Tiere und wurden in einen ebenfalls beigefügten Behälter aus engmaschigem Gitternetz umgesiedelt. Nun hieß es warten. „Hoffentlich passiert es nicht während der Osterferien“, schilderte Kindergartenleiterin Claudia Gamer ihre Befürchtungen. Nein, aber zum Leidwesen der Kinder vollzog sich die Metamorphose über Nacht. Eine einzige Puppe war am Morgen noch zu bestaunen und die Kinder erlebten, wie mühsam, aber dann doch relativ schnell, die Befreiung aus der harten Schale vor sich ging. Eine Stunde später durften alle Tiere in die Freiheit entlassen werden. „Die ganze Aktion war für die Kinder hoch spannend und interessant“, befand Claudia Gamer. „Es war von Agnus eine tolle Idee, so etwas zu machen.“ Der letzte Abschnitt dieser Aktion war, nun im Heimatmuseum das ganze erworbene Wissen über Schmetterlinge noch einmal im Zeitraffer nachzuvollziehen und einiges auch an theoretischem Wissen durch die große BUND-Schmetterlingsausstellung des Museums zu ergänzen. Mona Meier von der Agnus, Sonja Güntner vom Verein und das Team vom Kindergarten verteilten die Kinder an Stationen: ein echter Schmetterlingsflügel, unter dem Mikroskop zu sehen, besteht aus ganz vielen farbigen einzelnen Schuppen. Das war mit Zahnbürste und Farbe als Spritzbild leicht nachzumalen. Aber manche Arten, beispielsweise der Birkenspanner, tarnen sich vor ihren Feinden, indem sie täuschend echt aussehen wie das Stück Holz auf dem sie bevorzugt sitzen. Schmetterlinge ernähren sich vom Nektar bestimmter Kräuter, den sie mit ihrem langen Rüssel aufsaugen. Schon mal mit einem 80 Zentimeter langen Strohhalm zu trinken versucht? Auch das war eine Station. Die Samen dieser Kräuter in einen Lehmklumpen zu verpacken, um sie zu Hause auszusäen und eine Schmetterlingswiese anzulegen, war eine weitere. Die lustigste von allen aber war die Leintuch-Wickel-Verpuppungs-Station: wie fühlt es sich an, aus einem engen Kokon zu schlüpfen? Wie ohne Hände aus einem fest gewickelten Leintuch. Die Ausstellung im Museum ist noch bis Ende November an Sonn- und Feiertagen zu sehen.
Pressemeldung vom 8. Juli 2014, Quelle: Bürgermeisteramt Weingarten (Baden)